Zeit für das Lernen

Für die ersten Bundesländer sind die Ferien vorbei, und es beginnt erneut die Zeit zum Lernen. Aber egal wie alt wir sind und werden, wir hören nie auf zu lernen. Was aber genau ist „Lernen“?

Selbst an Tagen, an denen wir der Meinung sind, nichts getan zu haben, lernen wir unbewusst, denn das Gehirn verarbeitet Informationen, die wir selbst gar nicht bewusst wahrnehmen.
Lernen ist ein Urtrieb des Lebens und keine spezielle Fähigkeit des menschlichen Gehirns. Lernen ist der Kern der Evolution. Von kleinsten Zellen, Viren und Bakterien über die für uns sichtbare Fauna und Flora bis hin zur Natur als Ganzes, ist Lernen sekündlicher Bestandteil sämtlichen Lebens auf diesem Planeten, wenn nicht sogar des Universums. Denn letztendlich können wir sogar davon ausgehen, dass auch die viel größeren Systeme wie z.B. Sonnensysteme und Universen lernen.

Bleiben wir aktuell aber auf unserem Planeten. Vergleichen wir das Lernen anderer Lebewesen mit dem des Menschen, liegt ein großer Unterschied in der Macht der Entscheidung die wir haben, was wir mit dem Gelernten tun. Der menschliche Verstand ist in der Lage, bewusst zu entscheiden, welche Konsequenz er aus dem Gelernten zieht. Dies beinhaltet auch die Entscheidung, keine Konsequenz zu ziehen. Neben der bewussten Entscheidung gibt es die Ebene der instinktiven Entscheidung, die wir im Tierreich, aber ebenso auch beim Menschen finden.

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Ein weiterer Unterschied des menschlichen Gehirns zu dem anderer Lebewesen ist der Aspekt der bewussten Absicht des Lernens, bzw. sich diesem Prozess des Lernens zu bewusst gewählten Zeiten, das kann auch spontan sein, zu widmen. Ob dies nun evolutorisch ein Vorteil oder ein Nachteil ist, lassen wir hier außen vor. Theoretisch kann also der Mensch lernen wann und wie er will. Meistens sind die Zeiten jedoch von äußeren Zwängen abhängig. Im Kapitel „Lesezeit“ hatten wir schon einiges angesprochen. Nun lernen wir aber nicht nur durch das Lesen, sondern noch auf vielerlei andere Art und Weise.

Lerntyp

Auch hier gilt wieder: Jeder Mensch tickt anders. Es gibt Veröffentlichungen über unterschiedliche Lerntypen. Sie unterscheiden zwischen

  • optisch/visuellem Typ
  • auditivem Typ
  • haptischem Typ
  • kognitivem Typ.

Das bedeutet nicht, dass der jeweilige Typ ausschließlich auf diese Art und Weise lernt, es stellt jedoch seine bevorzugte Art des Lernens dar. Als Grundlage hierfür dient häufig die Lerntypologie nach Prof. Frederic Vester.

Unabhängig davon, ob die Einteilung in Lerntypen nun sinnvoll ist oder nicht, stellt sie jedoch eine gute Basis dar, um zu erläutern wie wir lernen. Während die Wahrnehmung über die Sinne (Sehen, Hören, Fühlen und Riechen) erfolgt, findet der darauffolgende eigentliche Lernprozess (Verarbeitung des Wahrgenommenen) im Gehirn statt. Da natürlich primär nur Dinge, die wir wahrnehmen auch einen bewussten Lernprozess auslösen können, hängt es tatsächlich auch davon ab, wie sensibel die einzelnen Sinne ausgeprägt sind, wo wir uns also als Typ einstufen können.
Beispiel: Je sensibler unser Gehör ist, desto mehr können wir darüber wahrnehmen und in der Folge durch Gehörtes lernen.

Welcher Typ wir sind, hängt also nicht per se von einer genetischen Prägung ab, sondern von der aktuellen Ausprägung der einzelnen Sinne. Natürlich sind wir auch in der Lage, die Sinne selbst durch Training lernen zu lassen. Liegt keine körperliche Begrenzung vor, ist Wahrnehmung also auf allen Ebenen erlern- und trainierbar. Insofern ist eine Einteilung in Typen nur dann sinnvoll, wenn wir dies nicht als unveränderlich gegeben, sondern als Ausgangspunkt für eine persönliche Weiterentwicklung ansehen.

Optimaler Weise sollten ohnehin alle Sinne bei einem Lernvorgang zusammen angesprochen und genutzt werden. Aus diesem Grund finden ganz langsam projektbezogene Lernformen in Schulen Einzug, die in ihrer Ausprägung alle Sinne ansprechen, an Stelle des Frontalunterrichts, in dem in erster Linie Lernen durch hören und sehen erfolgt.

Welche Sinne sind bei dir besonders ausgeprägt? Auf welche Art und Weise lernst du besonders gerne? Mach dir einmal Gedanken darüber, warum bestimmte Bereiche gut, und andere weniger gut ausgeprägt sind.

Lernmotivation

Michael Wieden - Entdecke deine Zeit - Zeit zum Lernen
Lernmotivation

Zuletzt kommt es natürlich auf die Motivation an. Selbst wenn du mit allen Sinnen und zu den besten Zeiten lernst, der Stoff dich aber überhaupt nicht motiviert oder du keinen Sinn darin siehst, wird sich der optimale Lernerfolg nicht einstellen. Hier gilt es dir eine Motivationsgrundlage zu schaffen. Es mag für die meisten seltsam klingen, aber ein vielversprechender Weg sind sogenannte Affirmationen. Eine Affirmation ist ein selbstbejahender Satz, den du dir selbst wieder und wieder vorsagst, um deine Gedanken umzuprogrammieren. Ein Beispiel: Wenn du z.B. Spanisch lernen möchtest. Affirmationen dafür

  • Die spanische Sprache begeistert mich, weil sie mich weiterbringen wird.
  • Ich bin in der Lage, jeden Tag 20 neue spanische Wörter zu lernen.
  • Ich kann jedes Gespräch problemlos in Spanisch führen.

 

Bestenfalls tue dies vor dem Spiegel, mit einem lächelnden Gesicht. Dies mag sich komisch anhören, dass es auf Dauer wirkt, ist jedoch belegt. Dabei geht es gar nicht darum, ob du es aktuell kannst oder nicht. Es geht einzig um das regelmäßige wiederholen dessen, was den Optimalzustand darstellen würde. Nahezu alle erfolgreichen Sportler und Sportlerinnen arbeiten mit regelmäßigen Affirmationen. Jedes erfolgreiche Team schreit zu Beginn eines Wettkampfes eine gemeinsame Affirmation hinaus. Besonders bekannt sind dabei die Football-Spieler. Affirmationen sind somit auch ein fester Bestandteil von Trainingskonzepten für Leistungssportler.

Negative Affirmationen hingegen führen viele täglich durch, ohne dass sie es merken:

  • Das wird nicht funktionieren.
  • Das schaffe ich niemals.
  • Er/Sie liebt mich sowieso nicht.

 

Und wenn es tatsächlich nicht funktioniert, dann sagen wir: „Ich habe es ja gleich gewusst!“. Würdest du auf die Idee kommen, dass du das Ergebnis durch deine negativen Affirmationen mit beeinflusst haben könntest? Natürlich gilt dies nicht nur für das Ziel, die Lernmotivation zu steigern, sondern für alle Ziele, die man im Leben erreichen will.

Tipp: Schreibe dir 20 Affirmationen pro Ziel auf, dass du erreichen willst. Mache dich dabei vollkommen frei von Beschränkungen. Ein „Das geht nicht, weil … !“ gibt es bei Affirmationen nicht! Beachte dabei, dass eine Affirmation ausschließlich aus positiven Worten bestehen darf. Schreibe also z.B. nicht „Ich will nicht, dass dies und jenes passiert!“ sondern „ Ich will, dass dies und jenes passiert!“, werde konkret in deinen Affirmationen. Bedenke aber: Du hast nur 100% Aufmerksamkeit. Jedes Ziel mehr, kostet deine anderen Zielen deine Aufmerksamkeit. Formuliere also erst mit Bedacht dein Ziele und dann die Affirmationen

Lern-Zeitpunkt

Im Kapitel Lesezeit hatten wir schon ausgeführt, wie du den Zeitpunkt herausfinden kannst, an dem du Lesen und Lernen optimal verknüpfen kannst. Dies kann grundsätzlich natürlich auch auf das Lernen generell übertragen werden, denn, wie ja gerade schon ausgeführt, ist der Lernvorgang ein primär kognitiver Akt.
Allerdings gibt es natürlich auch Lernvorgänge, die einer Handlung bedürfen, wie z.B. das Lernen von Abläufen (Bedienung einer Maschine, Autofahren etc.). Hier gilt es, nicht nur geistig fit zu sein, sondern auch körperlich. Auch hier gibt es Möglichkeiten festzustellen, wann du am Tag körperlich leistungsfähiger bist. Ebenso wie bei der kognitiven Leistungsfähigkeit macht es auch hier Sinn, dass du erst einmal deinen eigenen Chronotyp ermittelst, denn auch hier gilt, dass jeder Chronotyp zu anderen Zeiten leistungsfähig ist. Wichtig ist auch zu beachten, dass Schlafdefizit sich primär auf die mentale Leistungsfähigkeit negativ niederschlägt, dieses aber auch deutliche Spuren bei der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie der Reaktionsfähigkeit, Kraft und Ausdauer hinterlässt.

Es spielt also auch eine Rolle, ob du in deinem biologischen Schlaffenster (also direkt nach dem Wecken durch Wecker) körperliche Leistung zeigen musst oder ausgeschlafen außerhalb des biologischen Schlaffensters (also aufstehen ohne Wecker). Wer sportlich aktiv ist, regelmäßig trainiert oder stark körperbetont arbeitet, wird am ehesten einschätzen können, wann er am Tag körperlich am leistungsfähigsten ist. Wer sich hingegen wenig körperlich betätigt, tut sich da schwerer, da hier schon kleine Belastungen an die Grenzen führen können.

Zu welchem Zeitpunkt am Tag fühlst du dich körperlich und geistig am leistungsfähigsten?

Schlaf und Lernen

Hast du jemals gedacht, dass man im Schlaf lernt?

Es ist tatsächlich so, dass der Schlaf nicht nur eine regenerative Funktion hat, sondern ebenso dazu dient, über den Tag Gelerntes zu verfestigen. Dies geschieht vor allem in den sogenannten REM-Phasen, über die wir auch schon berichtet haben. Gerade wenn wir nicht ausschlafen, werden diese Phasen nicht oder nur stark reduziert durchlaufen. Somit kann das Verfestigen des Gelernten nicht durchgeführt werden. Schon eine nicht ausgeschlafene Nacht hat hier negative Folgen. Es zeigt sich also, dass selbst die optimalsten Lernbedingungen nicht greifen können, wenn dem Schlaf keine Zeit gegeben wird, seine Arbeit zu tun.

Lerntipp: Es gibt noch einen kleinen Trick, den du versuchen kannst, wenn du z.B. Vokabeln lernen willst. Forscher der Universität Zürich haben gezeigt, dass das Vorspielen von Vokabeln während des Schlafs tatsächlich den Lernerfolg erhöht. Allerdings müssen diese vor dem Schlaf bereits einstudiert worden sein. Nur dann bleiben die Vokabeln durch das erneute Hören während des Schlafs gezielt im Gedächtnis gespeichert.

Du siehst, wer sich Zeit für das Lernen nimmt und weiß wie er tickt, wird mit Erfolg belohnt. Welche Sprache würdest du gerne lernen?

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