Was ist eine innere Uhr? Uhren bestimmen unser Leben. Sie verfolgen uns auf Schritt und Tritt, egal ob am Handgelenk, auf dem Smartphone, auf dem Laptop, an der Bürowand oder an Kirchtürmen. Kaum ein gesellschaftlicher Vorgang wäre ohne Zeitmesser möglich – glaiuben wir zumindest. Nur wenige realisieren, dass der Mensch das einzige Lebewesen ist, dass inzwischen ohne diese künstliche Zeitmessung als Spezies kaum noch überlebensfähig wäre.
Äusserlich haben wir uns also zu einem großen Teil von der Zeitmessung abhängig gemacht, indem wir unseren Tag/Nacht-Rhythmus an der Uhr ausrichten. Wie aber sieht es in uns aus?

Die Uhr die nicht tickt

Heute machen sich die wenigsten Gedanken darüber, wie sie losgelöst von der menschgemachten Zeit „ticken“. Mehr noch, sie können es gar nicht mehr fühlen. Dabei existiert sie tatsächlich, die innere Uhr. Der Begriff ist dabei leider schlecht gewählt worden, denn genaugenommen handelt es sich ja um keine Uhr die Zeit misst, sondern um einen rhythmisch agierenden Impulsgeber. Denn, und dies ist ein wichtiger Fakt, die Natur kennt keine Zeit. Sie kennt nur Rhythmen. Alle (und mit „Alle“ meine ich im wahrsten Sinne des Wortes “Alle”) natürlichen Prozesse unterliegen einer rhythmischen Organisation. Von Prozessen die so schnell verlaufen, dass wir sie nicht wahrnehmen (z.B. Ultraschall) oder so langsam, dass wir sie auch nicht wahrnehmen (z.B. Geburt, Leben und Sterben von Planeten oder Sonnensystemen). So verlaufen auch alle Prozesse in uns rhythmisch organisiert ab. Dabei spielt ein zentraler Impulsgeber eine wichtige Rolle. Die innere Uhr.

Wo wir ticken

Diese innere Uhr ist Impulsgeber für Millionen weiterer innerer Uhren in unserem Körper, bis in jede einzelne Zelle hinein. Diese zentrale innere Uhr, auch Masterclock genannt, sitzt unmittelbar oberhalb der Sehnervkreuzung im ventralen Hypothalamus und wird „Nucleus suprachiasmaticus“ oder „Suprachiasmatischer Nucleus“ (kurz: SCN) genannt. Dieser gibt wiederum Impulse an weitere „innere Uhren“ ab, die wiederum Impulsgeber für weitere innere Uhren sind. Im Prinzip ist der Vorgang vergleichbar mit den Kettenreaktionen von Dominosteinen. Der zentrale Impuls (in dem Fall der Mensch) kommt vom Menschen (ähnlich des SCN). Der fallende erste Stein bildet dann wieder den Impuls für den nächsten Stein usw..

Wie wir ticken

Das wichtige dabei ist zu wissen, dass jeder SCN unterschiedlich strukturiert ist. Ebenso wie unsere Gene jedem Menschen eine andere Fußgröße mit auf den Weg geben (wir können uns dies nicht aussuchen oder verändern), geben sie uns auch unterschiedlich strukturierte SCN mit auf den Weg. Wie ein SCN tickt, ob er uns zum Frühtypen oder Spättypen „macht“, haben die Gene also in seinen Code geschrieben. Und genauso wie wir mit Fußgröße 42 nicht in Schuhe der Größe 39 passen, passen Spättypen nicht in Zeitstrukturen von Frühtypen. Unsere innere Uhr bestimmt also maßgeblich die Lage unseres unseres Schlaf-Wachrhythmus und damit unseres Chronotypen.

Der SCN strukturiert, die Sonne justiert

Die Gene und der SCN sind die zwei zentralen Elemente die unsere innere Uhr ausmachen. Aber es gibt auch einen externen Faktor der einen Einfluss darauf hat, wie wir ticken – die Sonne. Die Andechser Bunkerexperimente haben gezeigt, dass der auf den SCN basierende Schlaf-Wach-Rhythmus sowohl in seiner Lage als auch in seiner Ausprägung bei jedem Menschen anders ausfällt. Physiologisch betrachtet hat z.B. die innere Uhr von Frühtypen (Lerchen) eine Eigenperiode von etwas weniger als 24 Stunden, was Sie früher am Abend müde werden und morgens früher aufwachen läßt (meist eben ohne Wecker). Spättypen haben eine Eigenperiode von etwas mehr als 24h, was sie später einschlafen und auch später aufwachen läßt (meist eben mit Wecker).Hier zeigt sich übrigens auch, dass die Natur eben keine genauen Zeiten kennt um sich zu organisieren.

Um den unterschiedlichen Strukturen der inneren Uhr dennoch lebensfähig zu halten, bedient sich der SCN einem der zuverlässigsten Impulsgeber die es auf der Erde gibt, nämlich der Sonne. Deren Licht justiert die einzelnen SCNs aller Menschen, sofern sie Zugang zu Sonnenlicht haben, ähnlich der Funkuhren, die immer wieder von zentralen Atomuhren justiert werden.

Es ist also das Zusammenspiel aus Genen, SCN und dem Sonnenlicht, die letztendlich unseren innere Uhr ausmachen.

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