Erektionsstörungen durch Schlafprobleme, ist das möglich? Im Prinzip kann man in 99,9% der Fälle davon ausgehen, dass ein Mangel an Schlaf zu schlechterer Leistung auf allen Ebenen der Körperfunktionen führen kann. Studien, die dies bestätigen, bergen also per se nicht das Potenzial einer bahnbrechenden „Gamechanger“-Erkenntnis, sondern lediglich einer Bestätigung dessen, was im Prinzip logisch ist, viele aber nicht auf dem Schirm haben.

Das gilt ebenso für eine aktuelle Studie, die Schlafprobleme mit ED (erektiler Dysfunktion) in Verbindung bringt. Jeder 5. Mann in Deutschland leidet laut der „Interessengemeinschaft Impotenz Selbsthilfe“[1]Interessengemeinschaft – https://impotenz-selbsthilfe.org/ an Erektionsstörungen. Als Hauptursache wird hier Stress im Job/Alltag und Leistungsdruck genannt. Der Alterstrend geht weiter nach unten, und lag zum Zeitpunkt der letzten Erhebung (2019) bei rund 42 Jahren.

Studie

Studie zu Erektionsstörungen

Die angesprochene, Ende September 2023 veröffentlichte Studie der Stanford University mit dem Titel “The Association Between Insomnia, Insomnia Medications, and Erectile Dysfunction”[2]Studie – https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(23)00189-X/fulltext#secst010 hat Schlafmangel bzw. Schlafstörungen als eine mögliche Ursache von Errektionsstörungen ausgemacht. Für Schlaf- und Chronobiologieexperten ist das wenig überraschend, für die meisten Männer jedoch wohl eine eher neue Erkenntnis.

Innerhalb der Studie wurden im Vorfeld 539.109 Männer mit der Diagnose Schlaflosigkeit identifiziert. Von diesen Männern wurden 356.575 auch wegen Schlaflosigkeit medizinisch behandelt.

Ergebnis

Zitat aus dem Englischen übersetzt:

„Im aktuellen Bericht wurde ein konsistenter Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit und ED-Diagnose  festgestellt. Es wurde festgestellt, dass Männer, bei denen nur Schlaflosigkeit diagnostiziert wurde, ein höheres Risiko haben, an ED zu erkranken. Darüber hinaus wurden Männern mit pharmakologischen Behandlungen gegen Schlaflosigkeit häufiger Behandlungen gegen erektile Dysfunktion verschrieben.“

In diesem Zusammenhang ist auch die Ursache „Stress“ für Erektionsprobleme neu zu beleuchten. Entsteht Stress durch Schlafdefizit oder Schlafdefizit durch Stress? Fakt ist, dass ausreichend Schlaf stressresistenter und resilienter macht. Eine höhere Stressresistenz hat somit auch zur Folge, dass dann auch die Auswirkung von Stress auf das Sexleben geringer sein kann. Das Interessante dabei ist auch, dass immer mehr jüngere Menschen Schlafprobleme aufweisen.

Waren es 2011 in der Altersgruppe 18 – 29 Jahre noch rund 13,4%[3]Schlafstörungen in der Bevölkerung 2011 – https://de.statista.com/statistik/daten/studie/245503/umfrage/bevoelkerungsanteil-mit-schlafstoerungen-in-deutschland-nach-alter-und-geschlecht/, die Angaben an Schlafstörungen zu leiden, waren dies 2022 bereits fast 20%[4]Schlafstörungen in der Bevölkerung 2022 / RKI – … Continue reading. Gleichzeitig nimmt die durchschnittliche Schlafdauer der Deutschen seit Jahren ab[5]Entwicklung Schlafdauer – https://www.wieden.com/chronobiologie-news/7-stunden-schlafdauer-reichen-gefaehrliches-fazit-einer-neuen-studie/, und liegt aktuell je nach Auswertung bei bis zu unter 7h.

Mehr Fokus auf Schlaf wirkt sich damit nicht nur generell positiv auf Gesundheit und die Körperfunktionen aus, sondern reduziert auch den Medikamentenkonsum, auch im Fall von Erektionsstörungen. Eine Kette, die in meinen Augen mehr als überzeugend ist.

Wer sich mit Schlaf auskennt (also mehr als nur zu wissen, was Schlaf ist), der sieht in all dem nicht Neues. Aber für Betroffene von Erektionsstörungen, kann dies ein wichtiger Hinweis sein, den die wenigsten wohl auf dem Schirm haben/hatten.

Die Studie fand weiterhin heraus, dass Männer mit Schlaflosigkeit häufiger Raucher sind, eine höhere Zahl an Arztbesuchen – was verständlich ist – und von Komorbidität aufweisen. Somit kann Rauchen indirekt über Schlafprobleme ebenfalls Hintergrund von Erektionsstörungen sein.

Empfehlung bei Erektionsstörungen

Schlafdefizit, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen … sind keine Nebensächlichkeiten und der Trigger sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, kann bei jedem anders aussehen. Errektionsstörungen sind ein Thema, dass nach wie vor eher tabuisiert hinter vorgehaltener Hand diskutiert wird. Medikamente gegen ED beheben nur die Symptome, nicht die Ursachen.

Fallen bei einem selbst tatsächlich ED und Schlafstörungen zusammen, hat man die einmalige Chance, über das Angehen der Schlafstörungen, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, sofern man nicht den Fehler macht, die Schlafstörungen nun auch wieder mit Medikamenten bekämpfen zu wollen.

Erektionsstörungen und Medikamente
Medikamente bei Erektionsstörungen nötig?

Jegliche Dysfunktion, jeglicher Schmerz und jegliche körperliche Veränderung ist ein Signal des Körpers und Medikamente sind keineswegs immer eine sinnvolle Antwort darauf, sondern nicht selten lediglich das Pflaster über dem Mund des Körpers, das verhindern soll, dass weiterhin Signale gesendet werden.

Nein, dass ist kein Statement gegen Medikamente, sondern für eine saubere Diagnose und für nachhaltige Maßnahmen, die die Ursache beseitigt und nicht nur die Symptome.

Es gilt also zunächst eine medizinische Ursache auszuschließen. Ein erfahrener Coach oder Therapeut kann sich dann über verschiedene Methoden einer Ursache nähern. Aber Vorsicht: Die Ursachen können vielfältig sein, und nicht jeder Experte ist dann auch Experte auf dem sich andeutenden Gebiet. Denn wenn die Erektionsstörungen einen biologisch physischen Hintergrund haben, kommt man mit dem Coaching nicht weit.

Quellen

 

Referenzen

Referenzen
1 Interessengemeinschaft – https://impotenz-selbsthilfe.org/
2 Studie – https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(23)00189-X/fulltext#secst010
3 Schlafstörungen in der Bevölkerung 2011 – https://de.statista.com/statistik/daten/studie/245503/umfrage/bevoelkerungsanteil-mit-schlafstoerungen-in-deutschland-nach-alter-und-geschlecht/
4 Schlafstörungen in der Bevölkerung 2022 / RKI – https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JoHM_S2_2022_Schlafprobleme_Heranwachsende.pdf?__blob=publicationFile
5 Entwicklung Schlafdauer – https://www.wieden.com/chronobiologie-news/7-stunden-schlafdauer-reichen-gefaehrliches-fazit-einer-neuen-studie/